Penelope
Eugenie Engelhardt
Und wieder senkt auf Ithakas Gestade
Sich leise Hypnos dunkeläugig nieder;
Der Vogel schweigt, und nur noch die Cikade
Eintönig singt die letzten Abendlieder.
Bei meiner Fackeln trügerischem Scheine,
Derweil die Hände sich geschäftig regen,
Wenn's still geworden und ich rings alleine -
Des Herrlichen zu denken, welch ein Segen!
Odysseus! Wie bei diesem Klang erbebet
Und jauchzt das Herz, im Innersten getroffen,
Frohlockend jeder Puls sich rascher hebet,
Und neu beginnt ein jugendkräftig Hoffen!
Der Name ist's, der Iliums Helden schrecket,
Dem der Achäer sich mit Ehrfurcht neiget,
In dieser Brust er einen Frieden wecket,
Vor dem der Schmerz und selbst die Sehnsucht schweiget.
Denn nicht dem Weib gehört des Helden Streben,
Ihn nennt das große Hellas stolz den seinen:
Doch leb ich ihm mit jedem Atemheben,
Mit jeder Regung wechselndem Erscheinen.
Doch leb ich ihm seit meiner Jugend Tagen,
Da erst mein trunkner Blick an ihm gehangen;
Und all mein Denken, all mein Singen, Sagen,
Ist nur nach ihm ein mächtiges Verlangen!
Es will die stolze Seele nicht verzagen
Und mutig hebt der Hoffnung starke Schwingen:
Ich weiß, es wird einmal der Morgen tagen,
Der wird auch ihrer Opfer Ende bringen.
Er kehrt zurück! Es müßten Sterne lügen,
Und Wahres würd es nicht im Weltall geben,
Des Herzens Stimme - alles müßte trügen,
Und steuerlos der Geist im Dunkel schweben!
Er kehrt zurück! Mag ihm die Fremde schenken,
Was sich das ehrbegier'ge Herz ersehnet,
In diese Brust wird sich kein Friede senken,
Bis sich vor seinem Aug dies Eiland dehnet.
Er kehrt zurück! Hielt ihn in Zauberketten
Die Liebesgöttin sieghaft selbst gefangen:
Es wird ihn seines Weibes Liebe retten,
Und heim nach Ithaka wird er verlangen!
O selig Weib! Hast Jahre hingegeben
Und schlummerlose Nächte still getragen,
Um dieser Stunde Wonne zu erleben,
Um rein zu ihm das Auge aufzuschlagen!
Wird er um Dich die starken Arme schlingen,
An Deiner Brust vergessend Kampf und Sorgen,
Wie magst Du segnen all Dein tapfres Ringen,
Denn süßer ruht kein irdisch Weib geborgen.
Penelope
Eugenie Engelhardt
And softly, again, on Ithaca's shore,
Hypnos sinks with darkened eyes;
The bird is silent and only Cicadas are heard
Intoning the final songs of evening.
In the deceptive light of my flaming torch,
My busy hands are, meanwhile, set to work.
When silence falls and I am all alone,
I think of marvels. What a blessing!
Odysseus! How my heart throbs and thrills
To a resonance so deeply affecting,
Every pulse rejoicing in a faster beat
And hope, with youthful strength, begins anew!
It is the name that Ilium's heroes fear
To which the Achaean stoop in reverence.
It wakes a peace within my breast
Before which pain and even longing fade.
For, the hero's striving is proudly claimed
For the glory of Hellas and not his wife.
But I love him with every breath I draw,
With every change that stirs my features.
I have loved him since my days of youth,
When my enchanted gaze, at first, beheld him;
And all my thoughts, all my songs and sayings,
Are but a deep felt longing that yearns for him.
My proud soul will not despair
But spreads with courage the beating wings of hope;
I know that, at some time, the day will break
That will bring an end to sacrifice.
He will return. The stars would have to be dissembling
And no truth extant within the cosmos,
The voice of my heart- all would be deceit
And the spirit be soaring rudderless through darkness!
He will return! May foreign shores grant to him
What my desiring heart has yearned for.
No peace will penetrate my breast
Until this isle is spread before his eyes.
He will return! The goddess of love, herself,
Holds him victorious in enchanted chains:
His wife's love will be his rescue
And home to Ithaca will be his desire.
O blissful wife! You have devoted years
And quietly borne your sleepless nights,
In order to sense this hour of great delight
And, in purity, to raise your eyes to him!
In his strong arms, he will enfold you
And, in your breast, forget his wars and worries.
Well may you bless your valiant struggles!
For, a wife on earth can have no sweeter comfort.
Translation: © David Paley
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