Ich Spüre Dich im Dunkel Nah
Max Dauthendey
Ohne Schatten läßt uns die mondleere Nacht.
Ich spüre Dich im Dunkel nah und habe Acht
Auf Deine Augen und Lippen, die mir tags zugelacht.
Beim Haus riecht die Nachtluft nach Traubenmost, jung gegoren,
Als springt uns aus den Kellersteinen entgegen, unverfroren,
Der nackte Weingott mit dem Traubenkranz rund um die Ohren.
Der Hofhund schlägt an bei des Hauses beleuchteten Scheiben.
Der Haustüre Licht gibt uns Schatten, die müssen zurücktreiben
Und weite Bogen hinaus in die Nacht beschreiben,
Als können wir Verliebten nur im Dunkel uns nahe bleiben.
I Feel You Close By in the Darkness
Max Dauthendey
We are left without shadows in the moonless night
But I feel you close by in the darkness without sight
Of your eyes and lips that sparkled when day was bright.
At home, the evening air smells of newly fermenting vine,
As if, brazenly springing, naked, towards us out of the rocks, the god of wine
Were crowned with garlands of grapes that both his ears entwine.
The watchdog is starting to bark at pools of light
Where shadows, that the doors of the house invite,
Must retreat in wide spreading arcs into the night
As if, only in darkness, could lovers stay near to unite.
Translation: © David Paley
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