Kastanien
Selma Meerbaum-Eisinger
Auf dem glatten hellen Wege
liegen sie, verstreut und müde,
braun und lächelnd wie ein weicher Mund,
voll und glänzend, lieb und rund,
hör' ich sie wie perlende Etüde.
Wie ich eine nehme und in meine Hand sie lege,
sanft und zärtelnd wie ein kleines Kind,
denk' ich an den Baum und an den Wind,
wie er leise durch die Blätter sang,
und wie den Kastanien dieses weiche Lied
sein muss wie der Sommer, der unmerklich schied,
nur als letzten Abschied lassend diesen klang.
Und die eine hier in meiner Hand
ist nicht braun und glänzend wie die andern,
sie ist matt und schläfrig wie der Sand,
der mit ihr durch meine Finger rollt.
Langsam, Schritt für Schritt, wie ungewollt
lass' ich meine Füße weiter wandern.
Chestnuts
Selma Meerbaum-Eisinger
On the smooth, bright path
They lie, scattered and subdued.
Brown, like a soft mouth smiling
Full and round and finely shining,
I hear them like a rippling Etüde.
As I take one and lay it in my hand
Softly and tenderly like a little child,
I think of the tree and of the wind awhile
And how softly through leaves was its cry.
Like the chestnut, this faint song
Must be like summer that, unnoticed, fades before long,
And, as a last farewell, parts with only a sigh.
And the one, here in my hand,
Is not brown and shining like the others,
But as dull and sleepy as sand
That rolls with it through my fingers.
Slowly, step by step, inclined no longer to linger
I set my feet to stroll along further.
Translation: © David Paley
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