Am fernen Abend
Else Lasker-Schüler
Du bist so weit von mir entfernt
Am Abend zwischen deinen Freunden;
Meist ist das Dunkel über uns entsternt...
Dann leide ich wie unter Feinden.
Doch glühen die Lichte in den Wolkenzweigen,
So sind sie alle unser Eigen.
Und manchmal kommt ganz weich die Luft
Und streichelt meine und dann deine Wange.
Und deine Stimme ist es, die mich ruft,
Aus allen Stimmen gleitend, in der Halle.
- Und mich umarmen viele Himmel in dem Schalle.
Ich finde aber auch in deinen Augen keine Rast
Und keinen Trost im stummen Zuspruch deiner Reden -
Ich fiel der Liebe und sie mir zur Last.
Mein letzter Schimmer leuchtet heim den Gast,
Ein stilles Kleinod für jedweden.
Und weiß, daß du alleine lieb mich hast ... ganz alleine.
Und bin ich dir auch unbegreiflich fast,
So sagen all die weichen Worte, daß ich weine.
A Distant Evening
Else Lasker-Schüler
You are so distant from me
In an evening with your friends;
The darkness above is often devoid of stars …
And then I suffer as if among enemies.
But if the lights are glowing in strands of cloud
They are all our own.
And sometimes quite softly comes the air
And strokes my cheek, then yours.
And it is your voice that calls me
Rising from all the voices in the hall.
-- And many heavens embrace me in the sound.
But I find no rest within your eyes
And no comfort in the silent promise of your
speech --
I fell in love und that has been my burden.
My final glimmer lights the homeward guest
And casts a gem of silence upon us both.
I know that you alone must love me … quite
alone.
But I am hardly ever understood by you,
For all those soft words are such that make me weep.
Translation: © David Paley
|